Geschichte von Parsifal

Die Entdeckung von Parsifal

Am Wegesrand, im Dickicht des Waldes, wohin ihn seine Mutter schickte, sah er die goldene Rüstung im Feuer der aufgehenden Sonne. Ein Abbild eines Mannes, stark, anmutig, tapfer, groß und einen selbstbewussten Gang in Richtung jener Lichtung im Westen des Waldes. Er wusste in diesem Moment nicht einmal, ob es ein einfacher Ritter oder gar Gott war. Denn sein Antlitz und seine sagenhafte Erscheinung schienen nicht von dieser Erde zu sein. Dabei hatte seine Mutter dem jungen Knaben so sehr versucht zu vermitteln, dass er auf keinen Fall ein Ritter werden solle! Sogar ein Narrenkleid zog ihm seine Mutter über, damit er ausgelacht und verspottet werden würde, in der Hoffnung, ihn dazu zu bringen, seinen Traum an den Nagel zu hängen. Doch der junge Mann wollte es seinem Vater dennoch gleichtun. Die eigene Mutter hatte solch eine Angst um ihren Sohn, weil sie nicht wollte, dass auch er das gleiche Schicksal erleiden würde, wie ihr Mann, der den Tod in einer Schlacht fand.

Doch jetzt, wo er dem Ritter in seiner edlen Rüstung begegnet war, hatte dies seinen Traum neu aufleben lassen. Als er diese goldene Rüstung sah, so entschloss er sich diesem Ritter zu folgen. Und je weiter er in den Wald hinein ging, desto weniger bemerkte er, dass sich der Eingang zum Wald weiter und weiter entfernte und schon bald bemerkte er, dass er sich bereits nicht mehr in der herkömmlichen Welt der Menschen befand.

Der Ritter auf seinem Ross in seiner goldenen Rüstung stoppte schließlich und sagte: „Habt dank Auserwählter. Es ist an der Zeit, dass Ihr die Probleme unserer Welt löst“. Kurz darauf erblickte der junge Mann einen kleinen Kreis aus Wesen, die er bis zu diesem Tage noch nie gesehen hatte. Jene, die lange Ohren hatten und von sich sagten, man nenne sie die Elfen. Neben ihnen deutlich kleinere, menschenähnliche Wesen mit sehr langen Bärten, die sich als Zwerge vorstellten.

Von diesen Geschöpfen war auch in der Menschenwelt in Sagen und Legenden die Rede. Nun wusste er, dass sie jedoch wirklich zu existieren schienen. Diese Wesen warteten seit Jahrzehnten auf einen Befreier. Und nun war er da, um die wichtigste Schlacht aller Zeiten anzuführen und mit Zwergen und Elfen, Seite an Seite und Schild an Schild zu kämpfen.

In dieser Welt hatten sich aufständische Zwergen- und Elfengruppen gegen die aktuelle Regierung aufgelehnt, weil sie mit dieser unzufrieden waren. Zum Beispiel fordern sie, dass sämtliche Verbrechen mit dem Tode bestraft werden sollten, während die aktuelle Regierung eher dafür plädierte, dass kein Wesen über Tod und Leben zu entscheiden hat. Trotzdem gewann der Gegenwind – wie sich die Truppen nannten – eine hohe Anhängerschaft.

Die gelehrten Elfen und Zwerge im Land beriefen sich auf alte Sagen und waren sich sicher: Bei diesen Rebellen handelte es sich nicht um einfache, unzufriedene Bürger, sondern um Wesen, die vom Chaos korrumpiert wurden. Die Gefahr schien ernster zu sein als es sich die meisten hätten vorstellen können.

Dem edelmütigen Ritter Parzival, wie ihn seine Mutter taufte, wurde schnell und deutlich die Dringlichkeit seiner Ankunft erklärt. Er wurde noch am selben Tag zu den elfischen Quellen geleitet, um dort von einem magischen Schwert zu erfahren. Die Herkunft des Schwertes ist nicht ganz geklärt, aber in einer Sache waren sich die Gelehrten des Landes einig: Es kann nur von dem auserwählten Ritter aufgehoben werden. Das Material soll aus Vulkangestein bestehen, naheliegend ist also, dass es nur von den besten Zwergen geschmiedet sein konnte. Zusätzlich wurde es von den magischen Kräften einer Elfenkönigin versiegelt, die dann freigesetzt werden sollten, wenn die richtige Person das Schwert in den Händen hielt. Um dieses Schwert herzustellen, sollen ihre Schöpfer gar ihr Leben gelassen haben. Keiner stellte die Ankunft eines Menschen im Land infrage. Sie wussten, dass die Prophezeiung eingetroffen war und es an der Zeit war, dass der Mensch das Land retten würde.

Das Walkürenschwert, wie es von Parzival getauft wurde, erwies sich als äußerst leicht in seiner Hand, was wohl der entscheidende Beweis war, dass er der Auserwählte aus den zahlreichen literarischen Werken von Elfen und Zwergen sein musste. Jeder war sich einig, dass das Wort, die Befehle und die Taktik nun in die Verantwortung von Parzival gelegt werden würde.

Seite an Seite mit den Völkern des mystischen Waldes und der Zwergenkuppel konnten selbst die bösartigen Wesen auch zu Tausenden rein gar nichts gegen die Armee des jungen Ritters bewirken. Laut Überlieferungen heißt es, dass im Falle eines Verteidigungskrieges der Benutzer des Schwertes weder in die Hölle noch in den Himmel gelangen könne. Ebenso ist das Schwert in der Lage, den Geist eines getöteten Feindes zu erlösen und ihm somit die Chance zu bieten, am Tag des jüngsten Gerichtes, durch Reue in den Himmel emporzusteigen und von seinen Sünden reingewaschen zu werden. Sicherlich wurden viele Feinde erlöst, einige fanden jedoch ihr sinnloses Ende in einem Kampf, getürmt auf anderen Leichen, verstümmelt und schließlich zu Asche verbrannt.

Diese Sage um den Ritter Parzival nahm jedoch eine bittere Kehrtwende. In seiner schicksalhaften Schlacht wurde er von einem Hinterhalt überrascht. Zwar schlug er sich wacker, doch schließlich versagte seine Rüstung und er wurde mitten ins Herz gestochen. Ausgerechnet die letzte Bastion der Rebellion war es, die auch die letzte für ihn sein sollte. Die magischen Quellen der Elfen hielten ihn zwar angeblich noch für mehrere Jahre am Leben, doch in einer klaren und winterlichen Sternennacht, der erste Schnee war gerade gefallen, verstarb er.

Die Geschichte rund um den edelmütigen Ritter Parzival wurde von Heiligen und Gelehrten weiter gereicht, bis im Jahr 1200 nach Christus die unendliche Geschichte schließlich ihren Anfang nahm. An diesem Ort wo heute der Ritter begraben liegt, befindet sich Lohengrin, die Hauptstadt der Welt. Die dortigen Völker benannten das Land nach dem Ritter, der sein Leben für den Frieden gab.

Kieran Belshaw

Das Blut des 14. Jahrhunderts

Etwa 100 Jahre nach der Geschichte um den Ritter Parzifal, genauer um das Jahr 1337 herum, gab es in weiten Teilen der Menschenwelt unzählige blutigen Schlachten. Egal ob man sich den Hundertjährigen Krieg zwischen Frankreich und England, die Schlacht von Gammelsdorf im Heiligen Römischen Reich, die Schlacht von Morgarten in der Schweiz oder gar in Japan die Schlacht von Minatogawa vor Augen führt; auf der gesamten Welt wurde zu jener Zeit sehr viel Blut vergossen und ebenso startete eine große Völkerwanderung auf allen Kontinenten dieser Welt.

Familien aus aller Welt flohen und versteckten sich vor Krankheiten, Hunger und Tod. Einige stachen in See, andere suchten sich ein sicheres Versteck in Höhlen und wieder andere begaben sich in tiefe Wälder und Täler. So kam es, dass sich viele Menschen aus verschiedensten Kulturen und Nationen an einem Fleck in ihrer Welt niederließen und sich von ihrer Heimat erzählten.

Die europäischen Völker erzählten sich Geschichten über märchenhafte Wälder, die umrankt waren von stacheligen Beerensträuchern, welche zuckersüße Beeren trugen und von zarten Wesen bewohnt wurden. In den zahlreichen Lichtungen zwischen sprudelnden Quellen, soll gar Diamantenstaub so fein wie Sandkörner umhergeflogen sein. Eine idyllische Ruhe, Wind, der den eigenen Namen flüstert, zärtliche Harfenspiele kombiniert mit Chören von Lichtwesen, die im Volksmund wohl unter dem Namen Elfen bekannt waren. Magische Wesen des Lichtes, verbunden und im Einklang mit der Natur sorgten dafür, dass Bäume wuchsen, ihr buntes Laub auf den Boden warfen und die Tiere das Herz der Natur am Leben ließen.

Ebenso wurde von kleinen Menschen erzählt, welche in riesigen Bergen und manchmal sogar in der Hitze der Vulkanlava ihr zuhause hätten. Diese sollen über enorme Reichtümer verfügen und eine Schmiedekunst besitzen, die sich niemand vorstellen könne.

Doch ehe sich die eifrigen Bürgerinnen und Bürger der neugegründeten Siedlungen versahen, wurde der Wald von einem dichten Nebel befallen; so dicht, dass man die Hand vor den Augen nicht mehr wahrnehmen konnte. Die wenigen Gelehrten der Kolonien schrieben nieder, dass sie eine goldene, schimmernde Silhouette sahen, als der Nebel dichter und dichter wurde. War es jener Ritter, der auch Parzival damals in die neue, ihm unbekannte Welt geleitet hatte?

Der Nebel muss für mehrere Stunden angehalten haben und trotzdem spielte sich die Angst, die sich in den Siedlungen breitmachte, innerhalb von wenigen Minuten ab – so steht es zumindest geschrieben. Die in den Geschichten beschriebenen Wesen mit weißen, langen Bärten und die zierlichen Gestalten mit spitzen Ohren standen inmitten der Menschenmassen.

Dieses Aufeinandertreffen löste bei den meisten große Panik aus, doch Elfen und Zwerge beruhigten untereinander, da sie mit der Ankunft der Menschen bereits gerechnet hatten. Doch die Ankunft der Menschen stand bei den Hochzwergen und Hochelfen unter keinem guten Stern. Egoistisch wie die Menschen sind und auch aufgrund ihrer Fähigkeit, sich ständig anpassen zu können und es auch zu müssen, zerstörten sie die natürlichen Habitate der Wald- und Bergbewohner. Die dichten Wälder wurden zu Feuer- und Bauholz verarbeitet, die Quellen von jungen Menschenkindern zum Waschen und Spielen genutzt und die seltenen Ressourcen wie Diamanten und Erze wurden den Bergen geraubt, damit die Menschen diese untereinander handeln konnten.

Die Hochelfen und Hochzwerge sahen durch die große Anzahl an Menschen den Frieden und die Harmonie bedroht. Doch ehe die beiden Rassen zu militärischen Gegenschlägen ausholen konnten, bedrohte eine viel größere Gefahr das Land und den Frieden der Elfen und Zwerge und so waren sie schlussendlich wieder einmal auf die Menschen angewiesen. Wieso ausgerechnet die Feigen, jene, die vor den Kriegen in ihrer Welt davongelaufen waren sich dieser Aufgabe annehmen mussten, das schienen niemand wirklich zu verstehen. Sie wussten nur so viel: Egal ob Menschen, Zwerge oder Elfen: Jeder musste sich nun auf eine große Schlacht vorbereiten. Auch wenn die drei Völker nicht einmal selbst wussten, welche größere Macht dieses Mal das Land bedrohen würde. So entstand ein Bündnis zum Zwecke. Man blieb sich einander gegenüber skeptisch, doch wahr wohl bekannt, dass jeder für sich alleine wohl kaum eine Chance hätte.

Vilius Petrauskas

Die Begegnung einer vierten Kultur

Die drei Nationen lebten über Jahre mehr oder weniger friedlich zusammen und konnten in angesicht der baldigen Bedrohung ein starkes gemeinsames Königreich und Heer aufbauen. An einem Sommertag erreichte ein Bote das Königshaus der drei Rassen, um über eine sehr bedenkliche Sichtung zu berichten. So berichtet der Bote, dass ein grünes, prachtvolles und großes Wesen leblos auf dem Boden in einem Graben gesichtet worden war. Kurz darauf – so fuhr der Bote fort – soll er gesehen haben, wie eine Horde dieser grünen Wesen ein kleines, abgelegenes Dorf der Menschen überfallen und dort für regelrechtes Chaos gesorgt habe. Damit nahm der Friede seinen Wendepunkt und das große Unheil war eingekehrt.

Niemand im Land wusste, woher diese Orks – wie sie nun genannt wurden – stammten und wo sie wohnten. Das Reich wurde nun unter dem Motto der Verteidigung geleitet und jegliche Völker stellten ihre gesamten Einheiten zur Verfügung, um gegen sämtliche Eindringliche abgesichert zu sein. Nur wenige Monate nach dem Fund des toten Orks und dem Überfall auf das Dorf folgten die ersten Angriffe auf kleinere Dörfer der Menschen. Diese wurden nicht nur bis auf die Grundmauern niedergebrannt, sondern ebenso wurden scharenweise Leichen gestapelt, angezündet und verstümmelt. Als Zeichen ihres Triumphs wurden gar Köpfe der gefallenen Soldaten auf Holz- und Knochenspießen gesteckt und mit der Flagge der Orks geziert.

Diese abscheulichen Bilder waren erst der Anfang vom wohl größten Chaos in Parsifal. Denn die Menschen, Elfen und Zwerge holten schließlich zum wohl größten Gegenschlag in der Geschichte von Parsifal aus. Zwerge errichteten riesige Bastionen in und auf den Bergen und mit ausgeklügelten Minensystemen wollten sie Angriffe aus dem Hinterhalt koordinieren. Die Elfen versuchten in der Zeit die wichtigsten Wälder des Landes als Spähposten zu nutzen und die Orks ebenfalls in einen Hinterhalt zu locken. Die Menschen hingegen suchten die Konfrontation – Kopf an Kopf, Auge um Auge mit den barbarischen Orks.

Diese ausgeklügelte Positionierung war allerdings nutzlos gegen die grünen Monster. Sie stampften Minenschächte ein, verschütteten oder rissen die Bäume, auf denen sich die Bogenschützen der Elfen befanden, einfach aus dem Boden heraus oder hackten sie mit ihren Streitäxten in Sekundenbruchteilen zu Kleinholz.

Doch nicht nur die Orks machten Probleme, denn sie hatten weitere Verbündete im Schlepptau: Wesen die wie Elfen aussahen, nur dunkler. Wesen die wie Zwerge aussahen, nur dunkler und Wesen die grün waren wie die Orks, nur wesentlich kleiner, dafür flink und unberechenbar. Das Chaos hatte sich in seinem Schrecken völlig entfalten können und schien gar übermächtig.

Die Chaosfront war in ihren Zahlen zwar deutlich unterlegen, allerdings kombinierten sie alle Stärken der Gegenseite. Phänomenal geschmiedete Waffen der dunklen Zwerge, starke Magie dank der Dunkelelfen und eine unbrechbare Physis, die ein Ork eben mit sich bringt. Zusätzlich die kleinen Goblins, die selbst die Höhlenschächte der Zwerge zerstören konnten. Trotzdem war die Liga der Gerechtigkeit, wie sich die Hochelfen, Hochzwerge und Menschen nannten, für den Moment siegreich.

Im Zuge dieser sinnlosen Schlachten konnte die Liga der Gerechtigkeit einige Orks gefangen nehmen. So konnten erste Annäherungsversuche zu den Orks unternommen werden. Die mächtigsten Anführer des Chaos stritten jegliche Beteiligung an dem vom Boten beschriebenen Überfall ab. Im Gegenzug beschuldigten sie die Liga der Gerechtigkeit, ihren Ork-Boten getötet zu haben. Waren es die Chaosanhänger selbst, die den Ork getötet hatten? Hat der Bote der Menschen Lügen erzählt, weil er vielleicht selbst vom Chaos korrumpiert war? Oder lügen die Chaos-Anführer und versuchen ihre Schuld von sich zu weisen?

Niemand weiß also, wer nun diesen Zwischenfall zu verantworten hatte. Manche waren der festen Überzeugung , dass die jeweils gegnerische Rasse die alleinige Schuld trug. Wieder andere waren sich hingegen sicher, dass die Schuld bei der eigenen Rasse lag und versuchten alles, um diese Vergehen wieder gut zu machen. Nach langen Verhandlungen schlossen die vier Rassen, zumindest auf dem Papier Frieden, um aus ihren gegenseitigen Potenzialen zu schöpfen. Elfen konnten mit ihren Zauberkräften Krankheiten heilen oder wichtige Elixiere herstellen. Zwerge waren meisterhafte Werkzeugschmiede, mit welchen sie Erträge aus Minen und Böden förderten.

Orks und Goblins konnten sich mit ihrer Muskelkraft und ihrer unterirdischen Baukunst behelfen. Außerdem wollten wohlhabende Wesen jeglicher Rassen einen körperlich starken Ork gerne als Wächter und Beschützer auf ihrer Seite wissen. Die Menschen; sie beherrschen die Kochkunst, womit sie jeden Bewohner im Land mit nahrhaften Speisen versorgen und diese somit effektiver arbeiten lassen konnten. Im Land herrschte nun ein frohes Schaffen, viele Städte wuchsen heran, viel Handel belebte die Märkte und sogar die Sterberate unter den ärmsten Bauern schwand rasant. Von Friede kann jedoch wenig die Rede sein. Noch immer sind Misstrauen, Überfälle und Angriffe an der Tagesordnung, die von beiden Seiten gleichermaßen begangen werden. Wie lange kann die Geduld der Rassen ausharren, um einen erneuten Krieg in diesem Ausmaß zu verhindern?

Derrick Song